Titelbild Mit Spannung erwartet

Nicht immer verläuft alles harmonisch, wenn die Familie zusammenkommt. © Halfpoint @ iStock

Interview | Pfarrer Herbert Kolb

Mit Spannung erwartet

Bei der Konfirmation kommt die Familie zusammen. Aber neben der Vorfreude empfinden manchen Konfis auch Anspannung bei dem Gedanken an dieses Zusammentreffen: Dann nämlich, wenn die Familie zerstritten ist oder die Eltern getrennt leben. Pfarrer Kolb gibt Tipps, wie das Fest trotzdem gut werden kann.

Zusammenfassung

  • Bei der Konfi-Feier stehen die Konfis im Zentrum. Daher ist es in Ordnung, sich von den Eltern Kompromisse zu wünschen.
  • Man kann auch mehr als ein Fest feiern: Mit jedem Elternteil eines.
  • Wenn die Familie arg verstritten ist, freuen sich auch andere Menschen auf eine Einladung: Deine Pfarrer*in, Teamer*innen oder Freunde zum Beispiel.

Die Konfirmation ist ein Familienfest. Aber wo die Familie zusammenkommt, da entstehen oft auch Spannungen. Besonders herausfordernd wird es, wenn die Eltern getrennt leben. Können Sie von Beispielen berichten, in denen Familien diese Situationen gut gemeistert haben?

Eine Konfirmandin ist mit der Situation ihrer getrennt lebenden und getrennt sitzenden Eltern sehr schön umgegangen: Die Rose, mit der sich die Konfis ihren Eltern bedankt, hat sie nicht der Mutter auf einem reservierten Platz gebracht, sondern ihrem Vater, der ganz im Hintergrund saß. So wurde er quasi als „Ehrengast“ hervorgehoben.

Eine andere Familie hat sich darauf verständigt, die Familienfeier aufzuteilen: Mittags hat der Konfirmand mit seiner Mutter und der ganzen Verwandtschaft gegessen und gefeiert. Am späteren Nachmittag hat er dann seinen Vater getroffen, um mit ihm den Rest des Tages zu verbringen.

Wie können sich Konfis und deren Familien auf die Konfirmationsfeier vorbereiten, wenn die Eltern getrennt sind?

Egal ob die Eltern gemeinsam oder getrennt leben, sollten sie sich bewusst machen, dass die Konfirmation für ihr Kind eines der wichtigsten Feste ist. Deshalb sollte die Planung dieses Festes mit den Jugendlichen besprochen werden. Wird die Feier vor allem von einem Elternteil ausgerichtet, sollte dieser auch den anderen Elternteil mit in die Überlegungen einbeziehen. Wenn möglich sollten die Eltern dann folgende Fragen klären: Wo sitzt wer im Gottesdienst? Können wir gemeinsam feiern? Halten wir es aus, wenn neue Partner dabei sind? Was wünschen sich die Einzelnen? Was können sie sich (gerade noch) zumuten? Was geht ganz und gar nicht?

In der bayerischen Landeskirche gehört zum Konfirmationsfest in der Regel auch ein Beichtgottesdienst. Er kann für getrennt lebende Eltern eine gute Möglichkeit sein, die eigenen Anteile am Scheitern der Ehe zu bedenken und die göttliche Vergebung zu erfahren. Wer sich dies im Vorfeld der Konfirmationsfeier bewusst macht, kann vielleicht – dem gemeinsamen Kind zuliebe – leichter über erfahrene Kränkungen hinwegsehen.

In den meisten Fällen wünschen sich die Kinder getrennt lebender Eltern, dass diese sich wieder vertragen. Manchmal haben sie vielleicht auch die geheime Hoffnung, dass sie selbst die Eltern wieder zusammenbringen können – gerade an diesem ganz besonderen Tag. Es kann für die Jugendlichen hilfreich sein, wenn die Eltern signalisieren: Wir können leider nicht mehr zusammenleben. Aber du bist und bleibst unser gemeinsames Kind, das wir beide lieben!

Und falls all das nichts hilft, weil die Eltern zu verstritten sind? Wie kann es trotzdem ein schönes Fest werden?

Dann wünsche ich den Jugendlichen, dass sie sich bewusst als Kind beider Elternteile sehen können und für die eigenen Bedürfnisse eintreten. Den Erwachsenen wünsche ich die Kraft, sich für die Gestaltung dieses Festes „erwachsen“ zu zeigen. Es geht nicht ohne Kompromisse. Und bei diesem Fest sind es die Erwachsenen, die hier eher zurückstecken müssen. Die Konfirmationsfeier muss sich auch nicht auf einen Tag beschränken. Man kann die Konfirmation auch auf zwei getrennte Feste ausdehnen. Selbst wenn dann eine der Feiern etwas „feierlicher“ ausfällt, kann das für die Konfis trotzdem eine schöne Lösung sein.

Hier noch ein paar allgemeine Tipps, für Deine Konfirmationsfeier:

  • Falls das Geld knapp ist, kann man sich auch mit anderen Familien zusammentun. Dann können Ihr zum Beispiel gemeinsam im Gemeindehaus feiern.
  • Falls die Verwandtschaft total zerstritten ist, kann man auch Freund*innen einladen. Und wenn du schnell bist kannst du auch deine Pfarrer*in, Teamer*innen oder Diakon*innen einladen.
  • Am besten Du nimmst Dir und anderen den Druck: Dass Deine Feier schön wird, hängt gar nicht so sehr an den äußeren Umständen. Die Konfirmation ist auch kein Wettbewerb. Gott ist mit Dir – egal wie ausgefallen, gewöhnlich oder chaotisch das Fest ausfällt.

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