Pfarrer Schäfer

Pfarrer Schäfer beim konfiweb-Workshop © konfiweb

Interview | Pfarrer Tobias Schäfer

Es hat sich gelohnt

Pfarrer sind Profis in der Lebensbegleitung. Sie haben von berufs wegen immer wieder mit Familien zu tun, in denen es Todesfälle gab. Wir haben daher den Pfarrer der Freystädter-Konfis ausgefragt: Was zählt am Ende, und wann hat sich das Leben gelohnt?

Herr Schäfer, als Pfarrer begleiten Sie immer wieder Menschen, die sterben und deren Familien. Was beobachten Sie, welche Themen tauchen in dieser Phase besonders häufig auf?

Sehr oft geht es um die Frage nach dem, was man noch gerne getan hätte, bzw. was man nicht getan hat. Verpasste Chancen in der Partnerschaft, ungelöste Streitereien, aber auch schöne Dinge, die man sich nicht erfüllen konnte, wie zum Beispiel besondere Reisen, machen einem den Abschied oft besonders schwer.

Was empfinden diese Menschen im Rückblick als das Wichtigste in ihrem Leben?

Liebe, Partnerschaft, Kinder, Familie, Freunde … alle Formen von Beziehungen zu Menschen, die einem gerade auch in schweren Zeiten des Lebens treu an der Seite geblieben sind. Das wird meist als das Wichtigste im Leben beschrieben.

Oft werden aber auch besonders dramatische Ereignisse (Unfälle, schwere Krankheiten, plötzliche Todesfälle) als Wendepunkte im eigenen Leben verstanden, die einem den Blick auf das eigene Leben und auf das Wunder, überhaupt leben zu dürfen, ganz neu erschlossen haben.

Was haben Sie daraus für sich selbst gezogen?

Weil ich beruflich regelmäßig mit den Fragen nach Tod und Sterben konfrontiert werde, ist mir auch im Alltag bewusst, dass das Leben endlich ist. Das bedeutet, ich denke auch in scheinbar alltäglichen Abläufen öfter mal daran, dass ein kurzer Gruß auch ein letzter Gruß und ein besonderer Glücksmoment auch ein letzter Glücksmoment sein kann. Aber ganz ohne Wehmut oder Angst. Vielmehr dankbar dafür, dass ich diese Momente auch ganz bewusst erleben darf.

Was würden Sie Ihren Konfis mit auf dem Weg geben, damit sie am Ende sagen können: „Es hat sich gelohnt“?

Für mich hat sich gelohnt zu leben, wenn ich im Rückblick auf mein Leben sagen kann: Ich habe es so intensiv wie möglich gelebt. Habe jedes Glück dankbar genossen und bin an jedem Pech ein Stück gewachsen. Und wenn an meinem Lebensende Menschen bei mir sind, die mich spüren lassen, dass sie mich vermissen werden, dann ist das wohl der schönste Lohn für mein Wirken in dieser Welt.

Aber letztlich muss sich jeder Mensch selbst die Frage stellen: Was ist mir wirklich wichtig im Leben? Am besten noch heute statt morgen, und dann immer wieder …


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